Chronik Stammkapelle

Vereinschronik der Musikkapelle Eutingen e. V.
 

Der offizielle Gründungstermin der Musikapelle lässt sich nicht mehr genau feststellen.
Der älteste Nachweis ist ein Gemeinderatsprotokoll aus dem Jahre 1827. Anlässlich der Gründung einer Feuerwehr sollten zwei Hornisten bestimmt werden. Man kann davon ausgehen, dass die zwei Musiker aus einer Musikgruppe oder einer Musikkapelle stammten. Deshalb wird das Jahr 1827 als Gründungsjahr der Musikkapelle Eutingen betrachtet.

Eine weitere interessante Begebenheit steht im Gemeinderatsprotokoll vom 8. Januar 1840. Es wurden der Schultheiß (Bürgermeister) Wollensack und der Johann Feinler aus Vollmaringen vom Polizeidiener in Eutingen wegen der Überschreitung der Polizeistunde anlässlich einer Hochzeit im Gasthaus zum Waldhorn zur Anzeige gebracht. Feinler bringt zu Protokoll, dass er mit den Musikanten von Eutingen verhandeln musste, u.a. wegen dem „Aufspielen“ bei seiner Hochzeit.

Die Musiker übten damals vorwiegend Kirchenmusik und Tanzmusik aus. Die Eutinger Tanzmusik war über viele Jahrzehnte hinweg sehr begehrt. Als wichtiges Dokument über die Zeit der Jahrhundertwende ist eine Fotografie erhalten geblieben. Auf diesem Bild aus dem Jahre 1900 ist eine fünfköpfige „Musikbande aus dem Gäuorte Eutingen“ abgebildet.

Der 1. Weltkrieg 1914 – 1918 riss die Gemeinschaft der Musiker auseinander. Die Musikapelle nachm 1925 zum ersten Male an einem „Wertungsspiel in der Unterstufe teil. Es muss wohl eifrig geprobt worden sein, denn 1927 erreichten die Eutinger Musikanten unter der Leitung von Thomas Bengel in der Kunststufe einen 1 a Preis.

Durch den 2. Weltkrieg kam das gesamte Vereinsleben zum Erliegen. Nach dem Kriege trafen sich die Musiker am 3. März 1948 zum ersten Mal wieder anlässlich der Rückgabe der „großen Glocke“, die von der Einschmelzung verschont blieb. Am 3. März 1955 fand die 1. Generalversammlung nach dem Kriege statt. Der Leistungsstand der Kapelle war schnell wieder auf hohem Niveau. Einen ersten Rang in der Oberstufe konnte beim Wertungsspiel in Herrenberg im Juli 1957 erspielt werden. Im selben Jahr veranstaltete die Musikkapelle ein Sommerfest. Durch den finanziellen Ertrag wurde es möglich, eine Uniform zu beschaffen. Auch in den 50 er Jahren war eine der Haupttätigkeiten der Musikkapelle das Spielen auf Hochzeiten und Tanzveranstaltungen. Üblich war bei Hochzeiten „über den Tisch“ zu spielen.
Bei Tanzveranstaltungen mussten die Paare pro Tanzrunde 20 Pfennig oder für eine Dauerkarte 2.- DM bezahlen.
Das 130 jährige Jubiläum im Jahre 1962 verbunden mit einem Kreismusikfest war damals eine große Herausforderung für die Musikkapelle und wurde mit großem Erfolg durchgeführt. Eine gute Resonanz fand damals die Bürgermusik Klaus aus dem Vorarlberg, mit der die Kapelle über längere Zeit kameradschaft-
lich verbunden blieb.
1966 wurde die 1. Jugenkapelle gegründet. Seither ist die Vereinsführung ständig bemüht durch intensive Jugendarbeit Jugendliche für die Blasmusik zu gewinnen.
1967 verstarb Thmoas Bengel. Über 40 Jahre leitete er die Musikkapelle. Die Kapelle musste in diesem Jahr eine der schwersten Krisen in ihrer Vereinsgeschichte hinnehmen. Dem damaligen 1. Vorsitzenden Richard Akermann, der auch die musikalische Führung übernahm,
ist es zu verdanken, dass die Musikproben wieder aufgenommen wurden. Seine Initiative und Tatkraft eröffneten der Kapelle eine neue Zukunft. 21 Jahre lang gestaltete er zusammen mit Anton Müller, der 1972 das Amt des 1. Vorsitzenden übernahm, die erfolgreiche Vereinstätigkeit der Musikkapelle Eutingen. Zahlreiche Höhepunkte und Erfolge im Vereinsleben in diesen Jahren sind eng mit diesen beiden Namen verbunden.
Beim Musikfest im Juli 1970 wurde die neue Trachtenuniform vorgestellt, bestehend aus schwarzer Hose, schwarzer Jacke, die offen getragen wird und einer gelben Weste. Als Kopfbedeckung dient ein schwarzer Hut. Die Tracht bekleidet und begleitet die Kapelle nun schon 33 Jahre, sie wird gerne getragen und wird wohl auch in Zukunft das äußere Erscheinungsbild prägen.
Im kulturellen Leben der Gemeinde spielt die „Fasnet“ eine dominierende Rolle. Bei den Umzügen begleitet die „Narrenkapelle die Narrenzunft bis heute. Ein Blickfang sind weiterhin die Kostüme der Narrenkapelle, die ein farbenprächtiges Gesamtbild zusammen mit der Narrenzunft abgeben und 1974 beim Ringtreffen erstmals getragen wurde.
Das 150 jährige Jubiläum konnte die Musikkapelle 1977, verbunden mit der Ausrichtung des Kreismusikfestes, feiern
Unter der Leitung von Richard Akermann nahm der Verein nach langer Zeit wieder mit gutem Erfolg an Wertungsspielen teil. 1979 stellten sich die Musiker in Göttelfingen und Seebronn zwei Mal den Wertungsrichtern und erreichten in der Mittelstufe jeweils einen ersten Rang mit Auszeichnung. 19881 trat der Verein beim Wertungsspiel in Nordstetten an und erhielt in der Oberstufe einen ersten Rang mit Belobigung, 1983 in Horb in der Oberstufe einen ersten Rang und 1987 in Untertalheim ebenfalls in der Oberstufe einen ersten Rang mit Belobigung. Im Mai 1983 reisten die Musiker zum ersten Mal ins Ausland. In Levier, einer Stadt im französischen Jura, waren die Eutinger Musiker über Pfingsten zu Gast.
Im Protokollbuch ist u.a. festgehalten: Die Musikkapelle bildete den Abschluss des Festzugs, an welchem Spielmannszüge, Majorettes, Volkstanzgruppe und Blumenwagen beteiligt waren. Das am Straßenrand stehende Publikum sparte nicht mit spontanem Beifall beim Vorbeizug der Eutinger Musiker. Mit wahren Beifallsstürmen wurden die Musikanten am Abend in der Festhalle überschüttet,
als sie einige Musikstücke zu Gehör brachten.

Beim Weihnachtskonzert 1988 wurde Dirigent Richard Akermann von Klaus Wehle abgelöst. Auch Anton Müller übergab 1988 das Amt des 1. Vorsitzenden an Winfried Platz der bis 1999 den Verein führte. Beim Landesblasmusikfest in Aalen und beim Kreismusikfest in Empfingen erspielte sich die Musikkapelle unter der Leitung von Klaus Wehle in der Mittelstufe die Note, erster Rang mit Belobigung. Unter derLeitung von Klaus Wehle reiste die Musikkapelle 1991 zum Blasmusiktreffen „ Prager Winter“ nach Prag und Brünn.

Nach seinem Ausscheiden im Jahre 1991 übernahm Ernst Sitter die musikalische Leitung bis Januar 1999. Waren in den 70er und 80 er Jahren Richard Akermann und Anton Müller die Wegweiser und Initiatoren des Vereins, so waren es in den 90 er Jahren ebenso Ernst Sitter und Winfried Platz. Ernst Sitter diente seinem Verein erfolgreich bis 1999. Auch unter seiner Dirigententätigkeit wurden Wertungsspiele erfolgreich absolviert (1993 in Kirchheim-Teck in der Mittelstufe sehr gut – gut, 1996 in Rötenbach in der Mittelstufe sehr gut). Ein Meilenstein in der Geschichte des Vereins ist sicherlich die Produktion einer CD im Jahre 1998 mit dem Titel „Immer wieder Blasmusik. So war ein großes Anliegen für Ernst Sitter gute, gehobene Blasmusik als Unterhaltungsmusik zu spielen. So sind die Eutinger Musiker bekannt, dass sie musikalische Unterhaltung mit Gesang präsentieren.

Sein Nachfolger wurde für drei Jahre Jürgen Kronhöfer. Beim Wertungsspiel 1999 in Göttelfingen erreichte die Kapelle unter seiner Leitung in der Mittelstufe ein sehr gut – gut.
Ganz besonders hervorzuheben hinsichtlich dem Zusammenhalt der Kapelle ist der jährliche Musikerball. Fantasievolle und begabte Musikerinnen und Musiker haben in den letzten 15 Jahren den Musikerball zu einem Höhepunkt der Fasnetssaison werden lassen.
Zwei weitere mehrtägige Reisen führten die Musiker 1994 nach Spanien und 1999 nach Ungarn. Beim Musik und Folklore-Festival in Callea, das ca. 50 km nördlich von Barcelona an der Costa Brava liegt, wurden im Rahmen der Sport- und Kulturwoche Platzkonzerte und Umzüge gespielt, auch in Loret de Mar und Barcelona. Auf dem reichhaltigen Programm stand u.a. die Besichtigung des Klosters Montserrat und die Stadtbesichtigung von Barcelona auf dem Programm.
Mit vielen positiven Eindrücken und Erlebnissen, kamen die Musiker von der Konzertreise aus Ungarn zurück, denn neben einigen Platzkonzerten in Städten am Plattensee und in Budapest gab es genügend Zeit für Unternehmungen wie zum Beispiel Ausflug in die Puszta, Reiterspiele, Besuch einer Csarda, Lichterfahrt auf der Donau bei Nacht und die Stadtbesichtung von Budapest

Seit 1979 findet am Fronleichnamstag das schon zur Tradition gewordene Gartenfest im Brühl statt. Großen Anklang in der Bevölkerung und darüber hinaus findet der schwäbische Mundartabend mit bekannten und hervorragenden Akteuren der schwäbischen Art.

Großen Wert legten die Musiker über die Jahrzehnt hinweg auf die Kameradschaft und Verbundenheit mit anderen Musikvereinen in der näheren Umgebung und darüberhinaus wie zum Beispiel die Freundschaft mit dem Musikverein Amselfingen.

Einen neuen Schritt wagte der Verein am 3.12. 1999 als er sich von der langen Tradition, nur aus aktiven Musikern zu bestehen, in einen Verein umwandelte, in den er nun auch fördernde Mitglieder aufnimmt. Diese grundsätzliche Neuerung fiel fast zeitgleich mit dem Wechsel der Vereinsführung zusammen. Nachdem Winfried Platz nun schon lange den Verein mit organisatorischem Geschick geführt hatte, stellte sich Stefan Müller als Vorsitzender zur Verfügung. Ihm standen und stehen in dieser kurzen Zeit schwierige Entscheidungen bevor. Hervorzuheben sind insbesondere die Dirigentenwechsel und die intensive Festvorbereitung zu diesem Jubiläums. Der Verein präsentiert sich zum Fest in einer noch nie dagewesenen Stärke von ca. 60 Musikerinnen und Musikern, sowie 31 fördernde Mitglieder und 11 Ehrenmitglieder, aber auch mit einer rührigen Vereinsführung, einem sehr kompetenten Dirigenten und motivierten, der Kameradschaft verbundenen Bläsern, die eine große Bereicherung des kulturellen Lebens der Gemeinde Eutingen sind.